Seit März letzten Jahres treffen sich Christen immer wieder am Freitag – zu Beginn des Schabbat – und haben eine kleine Feier mit jüdischen Elementen und einem anschließendem Essen. Wir wollen die Bräuche so einüben, dass jüdische Menschen sich willkommen fühlen können. Zudem feiern wir jüdische Feste und knüpfen viele Kontakte. Ich halte diese Arbeit, auch wenn sie noch sehr klein ist, für uns als Kirche für sehr wesentlich.

Warum ist das so? Ich möchte das an dem Wort Jesu aus Johannes 4,22 deutlich machen, das Jesus einer Samaritanerin sagt: „Das Heil kommt von den Juden.“ Besser müsste man übersetzen: Die Rettung kommt von den Juden. Wenn Jesus von der Rettung mit Artikel spricht, dann kann er voraussetzen, dass seine Gesprächspartnerin von der Erlösungsbedürftigkeit der Menschen – Juden wie Nichtjuden – weiß. An dieser Stelle ist auch mitzudenken, dass Jesus der Retter ist. Aber das steht hier nicht im Vordergrund. Um das deutlich zu machen, übersetze ich noch einmal etwas wörtlicher: Die Rettung ist aus den Juden. So sprechen wir im Deutschen ja nicht. Mit geht es jetzt um das Wörtchen „ist“ (Griechisch „estin“). Würde Jesus nämlich mit der Rettung versteckt auf sich selber hinweisen, dann müsste dieses Wörtchen „ist“ in der griechischen Zeitform Aorist stehen. Es steht aber im Präsens. Das Präsens beschreibt im Griechischen eine Handlung, die bis in die Gegenwart fortdauert. Wir können diesen Vers also nicht historisieren. So als wenn es um eine abgeschlossene Wahrheit ginge und lediglich die geschichtlich einmalige Rettung durch Jesus meinte. Das präsentische Verständnis bedeutet, dass sich Rettung bleibend von den Juden aus ereignet. Anders gesagt: Ohne Juden gibt es keine Rettung. Wenn wir diesen Satz des Neuen Testamentes – und nicht nur diesen! – ernst nehmen, dann müssen wir darüber erschrecken, wie jesusgläubige Juden – bis auf den heutigen Tag – aus der Kirche ausgegrenzt werden. Wie viel Segen geht hier verloren? Ist die vielfache Kraft- und Saftlosigkeit unserer Kirche nicht auch in der Verleugnung dieser Wahrheit begründet? Für uns als heidenchristliche Kirche ist es heilsam, wieder die Einheit der Kirche aus Juden und Heiden zu leben. Für Paulus hat dies übrigens ganz praktische Konsequenzen (Römer 15, 25-27). Deshalb liegt mir diese Gründung so sehr am Herzen und ich hoffe, auch euch!

Was können wir tun?
Zuerst: Beten. Messianische Gemeinde entstehen durch Gebet. Deshalb bitte ich euch hier nicht nachzulassen! Beten wir für Israel und für die Erkenntnis der Rettung bei Juden. Wenn wir dies tun, folgen wir dem Beispiel des Paulus (Röm 10,1). Wir dürfen aber auch im Gebet Dank aussprechen und uns freuen mit seinem Volk (Röm 15,10). Bei jeder Feier zu Begrüßung des Shabbats segnen wir auch sein Volk Israel (Gen 12, 3).

Dann: Die Begegnung suchen mit Juden. Kommt gerne auch zu den Veranstaltungen in der Okerstraße! Am Montag, den 6. März feiern wir z.B. das Purim-Fest.

Ihr Robert Lau